Kräuterwanderung: Wildkräuter für Teller und Tafel
Heute waren wir in Sachen Dekoration unterwegs und haben trotzdem auch noch einiges für unseren Teller sammeln können.
Leider hatte der Regen der letzten Tage viele Duftstoffe in den Pflanzen einfach weggewaschen. Als ich gestern Abend zur Vorbereitung der Wanderung durch den Wald gefahren bin, hatte ich den Eindruck mitten durch einen Kräutertee zu fahren so stark haben Brennnessel & Co. geduftet. Aber heute morgen war davon leider nichts mehr zu riechen. Aber dafür war das Wetter wieder schön.
Bereits auf dem Hinweg begegnete uns eine wunderschöne Deko-Pflanze: der weißblühende Bauernjasmin, der durch seine wunderschön symmetrisch angeordneten Blütenzweige besticht. Auf der Tafel kann man so mit einem Zweig sowohl liegende als auch stehende Blüten dekorieren. Gemeinsam mit dem dunklen Grün von Efeu ist es eine Augenweide. Grün ist nämlich die Farbe, die alle Sinne und vor allem unsere Augen am besten entspannt. Grün kann man in allen Nuancen mischen ohne dass es das Auge stört. Da auch in der Natur viele verschiedene Grüntöne nebeneinander vorkommen sind wir „daran gewöhnt“. Anders als bei Rot- oder Blautönen. Hier sehen wir eher eine Farbstörung, wenn unterschiedliche Abstufungen zusammen kommen. Wir sagen dann: dass beisst sich.
Bei Grün sagen wir das nicht.
Leider habe ich von dem Bauernjasmin kein Photo. Mal sehen ob ich noch dazu komme es nachzuliefern.
Erst war er er ansässig, dann war er verschwunden und nun hat sich die Natur so weit erholt, dass sich ehemals ansässige Pflanzen, die in eine solche seichte Flussaue wie der Emscheraue gehören hier auch wieder wohl fühlen: der Ysop ist wieder da! Hysopus oficinalis, ein altes Heilkraut, nicht nur nützlich, sondern auch schön.
Zur Zeit blüht auch schön die Wiesen-Platterbse mit ihrem bestechenden lila Blüten, die man hübsch zum Salat dekorieren kann. Aber vorsichtig: nur in geringen Mengen verzehren! Die Samenschoten können jung als Gemüse gedünstet genossen werden. Werden sie älter muss man die Samen aus den Hülsen paahlen.
Im Ganzen nimmt jetzt das Gelb der Blütenfarben ab und immer mehr lila, blaue und rosafarbene Kräuter blühen. Aber in dieser Farbe sind meist auch giftige Stoffe vorhanden, wie die Blausäure. Deshalb diese Blüten immer sehr sparsam verwenden.
Am Deininghauserbach wächst in dem Tümpel eine Pflanze, die hier auch ausgestorben war und sich hier wieder angesiedelt hat: die Doldige Schwanenblume.
Das Rhizom (also der unter der Wasseroberfläche liegenden Wurzelteil) wurde früher als es noch keine Kartoffeln gab als Stärkespender gegessen.
Jetzt ist auch die Zeit für die Blüte der Heckenrose. Wunderbar duftend ist die Rose ein altes Heilkraut und wird immer noch in der Aromatherapie und der Parfümherstellung benutzt. Wer mal so richtig im Rosenduft baden möchte, dem empfehle ich eine Reise ins Rosental in Bulgarien. Einfach phantastisch: auf großen Feldern werden Duftrosen für die Gewinnung von Rosenöl angebaut. Der Duft der Rose wirkt stimmungsaufhellend und balsamisch. Wir haben die Blütenblätter gesammelt um Rosensirup daraus zu kochen. Eine Köstlichkeit zu allen Sommersüßspeisen und besonders zu Erdbeeren.
Weiter ging es am Sturmbruchgebiet entlang und da leuchtete uns von Ferne eine der giftigsten, heimischen Pflanzen: der Fingerhut. Digitalis purpurea. Eine alte Heilpflanze, deren Inhaltsstoff ein Herzglykosid ist, dient auch heute noch der Pharmaindustrie zur Herstellung von Herzmedikamenten. Die gesamte Pflanze ist giftig und kann zum Tode durch Herzflimmern führen. Also hier gilt: FINGER WEG. Nicht sammeln, nicht als Deko-Pflanze benutzen. Ein Kind kann von dem Verzehr von einem Blatt bereits sterben.
Dann begegnete uns wieder ein essbarer Vertreter der Pflanzenfamilie, die auch noch im Mittelalter als Gewürzpflanze gedient hat: der Wald-Ziest.
Die Blätter und auch die Blüten sind essbar und getrocknet kann man die Blätter auch als Gewürz verwenden. Die Blätter sind ganz weich, fühlen sich ganz kuschelig an und der Stengel ist eindeutig quadratisch und fest.
Am Bahndamm konnten wir Schachtelhalm für die Benutzung als Spritzmittel gegen Apfelschorf ernten. Jetzt gibt es große Mengen davon und noch ist Zeit die Apfelbäume zu behandeln. Bevor die neuen Früchte befallen werden.
Bei dieser Pflanze bin ich mir nicht ganz sicher was es ist: Es könnte eine Zaunrübe sein, dann ist sie giftig. Es könnte aber auch ein wilder Wein oder ein Hopfen sein. Die sich rechtsdrehende Windung und die Behaarung der Zweige spricht für den Hopfen. Aber ich fahre sicherheitshalber lieber noch einmal hin und prüfe das nach.
Bei der nächsten Kräuterwanderung werde ich das Rätsel dann lösen.
So, das soll es für heute gewesen sein. Ich wünsche allen Teilnehmern und Teilnehmerrinnen noch einen schönen Abend und freue mich auf die nächste Wanderung in 14 Tagen, die dann unter dem Motto „Ab jetzt geht es in die Fruchtbildung“ Appetit auf Beeren und Samen machen wird.